Reinhard Wagener

 

Geboren und aufgewachsen im Ruhrgebiet in Essen lernte ich die ersten Grundbegriffe der Fotografie von meinem Vater, einem begeisterten Ingenieur, der stets die Entwicklung der Familie mit Fotoapparat und Filmkamera begleitete. Er war der Erste, der versuchte mir die Bedeutung von Blende und Verschlusszeit zu erklären und damit das Geheimnis der Schärfentiefe. Die ersten Bilder durfte ich damals mit seiner Kodak Sucherkamera machen, die natürlich so etwas wie einen eingebauten Belichtungsmesser noch nicht kannte. Um es einem vielleicht 10-jährigen Jungen einfacher zu machen, sagte er immer, Blende 8 und 1/125 sec. passt schon und ich rätselte lange wann und aus welchem Grund ich andere Werte wählen sollte. So blieb also die Schärfentiefe noch für eine Weile ein Buch mit sieben Siegeln und ich blieb eher Zuschauer des Fotografierens und Filmens meines Vaters in den Sommerurlauben und weihnachtlichen Skiferien.

Erst mit 17 Jahren wagte ich dann weitere Experimente mit einer geliehenen Yashika SLR, woraus sich dann der Wunsch nach einer eigenen Kamera entwickelte. Vielleicht zwei Jahre später war ich dann der stolze Besitzer einer Canon AE-1, die damals so etwas wie der VW-Käfer unter den Kameras war. Für ein paar Jahre war sie eine treue Begleiterin während ich die dazugehörige Ausrüstung ständig erweiterte und das Gewicht meines Fotokoffers ständig zunahm. Schon damals hatte ich vor allem Spaß daran Landschaften zu fotografieren, so dass die ganze Ausrüstung im Urlaub immer mit musste. Ja und dann fiel alles dem Vergessen anheim. Es gibt so viel Wichtigeres wie schöne Fotos. Ist es nicht so?

Aber dann, ich war jenseits der 40, waren die ersten Digitalkameras auf dem Markt und ich benötigte eine Möglichkeit, im Beruf Flipchartpräsentationen zu konservieren. Also was lag näher als Digicam und Computer. Gesagt getan wurde ich stolzer Besitzer einer sündhaft teuren 3,2 Megapixel Sony DSC P5. Und weil ich sie nun schon mal hatte, kam sie dann auch mit in den Urlaub und es entstanden wieder erste, ganz unbedarfte Fotos, spontan ohne Wissen, denn die Kamera machte ja alles ganz allein. Und dann war es, wenn ich mich recht erinnere, mein Sohn, der selber vom Fotovirus infiziert, weitere Impulse setzte. Auch er begann mit einer Sony und liebäugelte dann mit einer Canon Eos 50D, die er schließlich von seinen gesammelten Ersparnissen erwarb. Und so machte es der Vater nicht anders, so dass im Mai 2009 eine weitere Ära der (D)SLR-Fotografie begann.

Das erste Zubehör neben einem Tamron 17-50, 2,8 war ein Tamron 70-200, 2,8 und bald folgten die ersten Graufilter, da mich zuerst die Langzeitfotografie besonders an Meer und Strand faszinierte. Gleichzeitig kamen natürlich ein neues Stativ und Timer dazu, um meine Vorstellungen zu verwirklichen. Das alte Linhoff-Stativ meines Vaters wurde an meinen Sohn weitervererbt. Und so begann erneut das Gewicht meines Fotorucksacks zu wachsen und gleichzeitig die Faszination an der Landschaftsfotografie. Immer wieder ging ich im Internet auf die Pirsch und fand Landschaftsfotos, die mir schlichtweg den Atem nahmen.

Seither befinde ich mich in einem ständigen Lernprozess, der hoffentlich zunehmend zu ähnlichen Ergebnissen führt, wie bei den von mir bewunderten Landschaftsfotografen. Vor allem lernte ich den Wert von Grauverlaufsfiltern zu schätzen und lerne allmählich auch den Polfilter bei den richtigen Gelegenheiten einzusetzen. Abgesehen von meinem Vater und meinem Sohn, denen ich zu Dank verpflichtet bin, durfte ich eine Menge im DSLR-Forum (Picture-of-the-day Thread) von Deryk Baumgärtner, Serdar Ugurlu und Christian Bothner lernen. Großer Dank an die drei. Von hier gab es Tips, die mich zu Bildern der Fotografen auf timecatcher.com führten und schließlich zu den englischen Landschaftsfotografen Joe Cornish, Charlie Waite und David Ward, die mich alle als wahre Meister ihres Fachs weiter inspirieren. Vielleicht dauert es noch ein paar Jahre, wirklich das Eigene zu finden. Aber entscheidend ist die Faszination daran, dass Geschenk des Lichts lesen zu lernen und vielleicht irgendwann im Foto tatsächlich ausdrücken zu können. Möge das Licht scheinen.

Reinhard Wagener im Februar 2011